Leichenspiele by Bernhard Aichner

Leichenspiele by Bernhard Aichner

Autor:Bernhard Aichner
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-10-29T04:00:00+00:00


Fünfzehn

Bunte Anzüge, Trachten, weiße Bademäntel.

Eine Frau Mitte sechzig auf Baronis Schoß. Ihr Bademantel halb geöffnet, Baronis Hand auf ihrem Oberschenkel. Wie sie lachen. Wie man ihre großen, festen neuen Brüste sieht. Wie charmant Baroni ist, wie seine Hand immer weiter nach oben rutscht. Wie Max mit einem Russen Schere Stein Papier spielt, wie pro Runde hundert Euro den Besitzer wechseln. Wie zwei weitere Russen zusehen, kichern und grinsen. Wie Wilma Rose immer noch eine Flasche Wein kommen lässt.

Max versucht sich zu erinnern, was er alles zu ihr gesagt hat. Er erinnert sich daran, was sie alles wissen wollte, dass sie nicht aufhörte nachzufragen. Wie neugierig sie war. Wilma Rose. Wie Max und Baroni ihr erzählten, was passiert war. Alles. Oder fast alles. Max weiß es nicht mehr. Sie hat ihm so leid getan, ihr Schmerz, ihre Liebe, wie sie gelitten hat. Wie sehr sie wissen wollte, was mit ihrem Anton passiert war, wie er gestorben ist, warum sie dabei waren, was er in Wien gemacht hat, ob er wirklich mit Baronis Tochter geschlafen hat, ob er wirklich Illegale ins Land gebracht hat, ob sie sich wirklich so in ihm getäuscht haben sollte. Wilma Rose wollte alles wissen, alles über die nackten Leichen im Supermarkt, alles über Organe, alles, was Max ihr gegenüber angedeutet hatte. Und sie war bereit, dafür zu tun, was nötig war, sie war bereit, alle Regeln der Hausordnung dafür zu brechen.

Alkohol floss in Strömen. Das Kaminzimmer wurde zum Sündenpfuhl. Nachdem es sich im Haus herumgesprochen hatte, dass im Kaminzimmer getrunken wurde, nachdem sich zwei weitere ältere Damen der skurrilen Runde angeschlossen hatten, versperrte Wilma Rose die Tür zum Kaminzimmer und erklärte es zum Ausnahmegebiet. Nur die Kellnerin wurde immer wieder eingelassen.

Stunden vergingen. Stunden, in denen Max und Baroni erneut die Kontrolle verloren. Was sie alles sagten, wie sie sich amüsierten, wie es Max immer mehr entglitt. Was er über die aufgeschnittenen Leichen gesagt hat. Er weiß es nicht mehr. Er weiß nur noch, wie er in Wilma Roses Ohr flüsterte, und wie er sich immer wieder zu ihr hinüberbeugte und ihr gab, was sie wollte, so, dass es sonst keiner hören konnte.

Schere Stein Papier. Max gewann ein Spiel nach dem anderen, er steckte immer neue Scheine in seine Tasche. Der Russe füllte ständig sein Glas, er brachte Max dazu, immer mehr zu trinken, immer noch mehr Wein. Dieser Wein war es auch, der Max schließlich dazu brachte, Lefteras Nummer zu wählen, sie zu bitten, in den Rosenhof zu kommen. Er konnte nicht anders. Baroni vergriff sich an der getunten Pensionistin, je mehr er trank, desto offensiver wurden seine Hände, seine Finger, sein Mund. Als Baroni mit ihr einfach verschwand, wollte auch Max die Nacht nicht allein verbringen.

Vadim lag betrunken neben dem Kamin auf einem Schaffell. In dieser Nacht würde ihm nichts mehr passieren, Max war sich sicher. Was morgen sein würde, daran wollte er noch nicht denken. Er wollte an gar nichts mehr denken, nur noch an die Haut, die plötzlich neben ihm saß. Lefteras Haut.

Leftera hatte



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